Nicht nur an unserer Kirche, sondern an vielen großen mittelalterlichen Bauten fallen regelmäßig angeordnete Löcher im Außenmauerwerk auf. Es handelt sich um Aussparungen zur Aufnahme der horizortalen Tragbalken für die Gerüste beim Bau der Kirche.
Im Mittelalter mauerte man vom Boden aus soweit hoch, wie die Arme der Maurer reichten sparte dann oben Löcher aus und schob Balken in das Mauerwerk hinein, auf denen die Gerüstbretter auflagen.
Durch Schrägstreben wurde eine Binderkonstruktion geschaffen, die den auskragenden Balken davor bewahrte, abzubrechen oder aus dem Gerüstloch herausgezogen zu werden. Wurde der horizontale Querbalken nicht nur ganz durch das Mauerwerk gesteckt, sondern auch an der Innenraumseite durch ein Zapfenschloss gesichert, hatte die Konstruktion eine so große Festigkeit, dass sie vier Gerüstetagen tragen konnte, wobei die drei oberen Balken nur bis zur halben Mauerstärke im Gerüstloch stecken mussten.
Reichte die Armhöhe von den so geschaffenen Arbeitsetagen zum Mauern nicht mehr aus, steckte man die Gerüstkonstruktion weiter nach oben, nachdem man die Horizontalbalken aus den Löchern herausgezogen hatte. Da man diese nun nicht mehr erreichen konnte, ließ man sie offen stehen, was nicht nur bei Mauern aus Naturstein, sondern noch haufiger bei Backsteinbauten, wie zum Beispiel an unserer Kirche, der Fall war.
Der wichtigste Vorteil der von unten nach oben wandernden, auskragenden Steckkonstruktionen der Gerüste gegenüber der Gesamteinrüstung vom Boden bis zur abschließenden Mauerkrone liegt im sparsamen Umgang mit Bauholz, das im Mittelalter äußerst kostbar war.
Im Innenraum sind die Löcher unter den Putzflächen und dem Innenanstrich verborgen. Wo beide fehlen, zum Beispiel bei Ruinen, bleiben sie auch von innen sichtbar.
Bei einigen Kirchen hat man sich später an den Löchern gestört und sie unter Verwendung von Gerüsten, die auf dem Boden standen, geschlossen.